Dieses Beet erstreckt sich im Anschluss an die Rabatte „Signaturenlehre“ entlang dem Zaun zur Aukammallee. Hier reihen sich weitere Arzneipflanzen aneinander, die bei entzündlichen und bakteriellen Erkrankungen der ableitenden Harnwege sowie zur Vorbeugung von Nierensteinen und Nierengrieß helfen sollen. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist bei diesen Erkrankungen angezeigt. Je nach Heilpflanze sind folgende Wirkungen ausgeprägt:

  • entzündungshemmend
  • krampflösend
  • durchspülen erkrankter Bereiche mit Ausschwemmen von Steinen, Grieß, Bakterien oder Schlacken.

Echte Goldrute (Solidago virgauriae L.). Sie wird besonders geschätzt wegen ihrer schwach krampflösenden, entzündungshemmenden und diuretischen (wasserausschwemmenden) Eigenschaften. Als Hauptinhaltsstoffe gelten Flavonoide, Saponine und Phenylglykoside (Leiocarposid und Virgaureosid). Diese Stoffe konnten nur in der echten Goldrute nachgewiesen werden, weshalb auch nur diese arzneilich verwendet wird. Solidago gigantea und Solidago cannadensis waren ursprünglich in Amerika verbreitet und sind heute als Neophyten in Europa eingebürgert. Diese werden in der Regel nicht arzneilich verwendet.

Eisenkraut (Verbena officinalis L.) enthält als wesentliche Inhaltsstoffe Iridoidglykoside und Flavonoide. Eisenkraut galt in der Volksmedizin als wasserausschwemmende und milchfördernde Heilpflanze sowie als Antirheumatikum. Bei den Römern galt sie als „heilige Pflanze“. Mit ihr wurden die Altäre des Jupiter abgefegt, Häuser gesäubert und gereinigt. So berichtet Plinius. Vom Ruhm von einst ist nicht viel geblieben. Gemäß Richtlinien der Kommission E ist die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt. Gemäß neueren Untersuchungen zeigen Eisenkrautextrakte eine immunmodulierende und phagozytosehemmende Wirkung. Daher ist auch die Anwendung zusammen mit anderen Heilpflanzen bei Stirnhöhlensekretbildung im Verlaufe von Erkältungskrankheiten erklärbar. Eisenkraut ist ein Bestandteil des Präparates Sinupret®.

Hinweis: Keine Durchspülungstherapie von Blase und Niere bei Ödemen (Wasseransammlungen) infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit!

Bruchkraut, Liebstöckel, Löwenzahn, Petersilie, Quecke, Acker-Schachtelhalm, Brennnesselkraut und Hauhechelwurzel. Diese Arznei-pflanzen dienen hauptsächlich dem Zweck einer mechanischen Durchspülung und Selbstreinigung bei leichten Harnwegsinfekten.

Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense L.) enthält circa 10% Kieselsäure, Flavonoide, Kaffeesäurederivate und Kalium. Seit dem Altertum wird der Schachtelhalm als blutstillendes Mittel geschätzt. Im 19. Jahrhundert erhielt die Arzneipflanze durch ihren Einsatz von Sebastian Kneipp bei Lungenleiden, Gicht und Rheuma oder bei schlecht heilenden Wunden eine besondere Beachtung. Heute wird Schachtel-halmkraut fast ausschließlich als Diuretikum eingesetzt. Wegen der Kieselsäurekristalle ist das Kraut als Putzmittel für Zinngefäße geeignet.

 

Erkrankungen der Prostata (gutartige, benigne Formen)

Steirischer Ölkürbis (Cucurbita pepo L. conv. citrullina var. styriaca). Zusammen mit den wasserausschwemmenden Arznei-pflanzen erwähnen wir hier auch noch drei Arzneipflanzen, die schon lange als natürliche Heilmittel aufgrund volks

medizinischer Erfahrungen bei Beschwerden der Blase und Prostata eingesetzt werden. Eine spezielle Sonderzüchtung ist der steirische Ölkürbis. Es handelt sich um Arzneikürbissamen, die nicht verholzt sind, wie bei unserem deutschen Kürbis; denn die Schale dieser Kürbissamen (überwiegend Ölkürbis aus der Steiermark) ist weich und hat einen besonders hohen Ölgehalt von 35 bis 40%. Dem hohen Gehalt des Kürbiskernöls an Phytosterinen und γ-Tocopherol (Vitamin E) im Steirischen Ölkürbis schreibt man auch die pharmakologische Wirkung bei Blasen- und Prostataleiden zu. Die positiven Erfahrungen (moderate Verringerung von Beschwerden bei gutartiger Prostatahyperplasie) bei längerer Anwendung der weichen Kürbiskerne werden durch neuere klinische und pharmakologische Studien untermauert.

Kürbis ist Arzneipflanze des Jahres 2005.

Kleinblütiges Weidenröschen (Epilobium parviflorum SCHREB.) wird gelegentlich eingesetzt für die laienmedizinische Anwendung bei der gutartigen (benignen) Form der Prostataerkrankung. Solange klinische Unter-suchungen fehlen, bleibt das Weidenröschenkraut ein Bestandteil der Volksmedizin. Es wird als Tee verwendet.

Große Brennnessel (Urtica dioica L.). Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Skopoletin und β-Sitosterin. In der Wurzel ist ein Lektin (Glykoprotein) enthalten. Wurzel-Extrakte wie auch Teezubereitungen kommen bei Störungen des Wasserlassens bei gutartiger Prostatavergrößerung, Stadium I und II, zur Anwendung. Die Wirksamkeit ist jedoch bislang nicht eindeutig belegt. Häufig kommt der Brennnesselwurzelextrakt zusammen mit weichen Ölkürbissamen in pflanzlichen Arzneimitteln zur unterstützenden Behandlung gutartiger Prostata-Vergrößerungen vor.

Die Kleine Brennessel (Urica urens L.) findet nur noch in der Homöopathie Verwendung.