Der interdisziplinäre Studienkreis “Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde” am Würzburger Institut für Geschichte der Medizin wählt in jedem Jahr die Arzneipflanze des Jahres aus. Für das Jahr 2022 fiel die Wahl auf den Mönchspfeffer.
Die Droge besteht aus den getrockneten Früchten (Agnus casti fructus Ph. Eur.) von Vitex agnus-castus L. Der Mönchspfeffer gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), früher gehörte er zu den Eisenkrautgewächsen (Verbenaceae). Es ist ein 3- 5 m. hoher Strauch, der im Mittelmeergebiet und in Asien bis nach Nordwestindien verbreitet ist. Der Geschmack der Früchte ist scharf, etwas pfefferartig.
Der Mönchspfeffer hatte im antiken Griechenland bereits kultische Bedeutung und galt als Symbol der keuschen Ehe. So steht der Name “agnus castus” für das keusche Lamm. Dies führt auch zu dem christlichen Bild des “Lamm Gottes”, das für Unschuld und Reinheit steht.
Im Mittelalter sollte der Mönchspfeffer den Mönchen bei der enthaltsamen Lebensweise helfen.
Der Mönchspfeffer ist heute eine Arzneipflanze aus dem Bereich der Frauenmedizin (Gynäkologie) und kommt zur Anwendung bei
- Zyklusunregelmäßigkeiten
- prämenstruellem Syndrom (PMS)
- Mastodynie (zyklisch wiederkehrende Brustschmerzen)
- Frauen, die an PMS leiden, weisen häufig einen erhöhten Prolaktinspiegel auf. Eine Senkung des Prolaktinspiegels durch Mönchspfeffer Extrakte konnte jedoch bisher nicht eindeutig belegt werden.
Offene Studien und Anwendungsbeobachtungen liegen vor, die für eine therapeutische Wirksamkeit sprechen. Inzwischen sind viele Präparate mit deklariertem Gehalt an Trocken- und Fluidextrakt auf dem Markt. Der Wirkungseintritt erfolgt im Allgemeinen erst nach einigen Wochen der Anwendung entsprechender Präparate. Wenn auch die Mönchspfeffer Präparate rezeptfrei in Apotheke erhältlich sind, so ist es doch ratsam, zur diagnostischen Abklärung einen Arzt aufzusuchen.
Aus der großen Anzahl der Inhaltsstoffe gelten lipophile Diterpene als potentielle Wirkstoffe bei der Anwendung von Extrakt-Präparaten zur Therapie des prämenstruellen Syndroms. Charakteristischer Inhaltstoff der Mönchspfefferfrüchte ist das Iridoidglykosid Agnusid.
Gegenanzeigen (Kontraindikationen) sind: Hypophysentumore, hormonartige Erkrankungen wie Brust- und Eierstockkrebs, Schwangerschaft, Stillzeit.
Als Text- und Fachliteratur stand zur Verfügung:
Pharmakognosie Phytopharmazie von Sticher/ Heilmann/ Zündorf sowie Teedrogen und Phytopharmaka von Max Wichtl 5. Auflage