Alle Pflanzen dieser Abteilung haben heute nur noch historisches Interesse. Die Asthmatherapie wird heute mit rein synthetischen Arzneistoffen in Inhalier-Dosieraerosolen durchgeführt.

Asthmatiker früherer Zeiten erhielten verordnet Asthmazigaretten mit den starkwirkenden Nachtschatten-Alkaloiden von Stechapfelblättern oder Mittel mit Ephedrin, Atropin und Khellin oder auch Räucher-Pulver bestehend aus Lobelien und Stechapfelblätter. Man muss schon in Alt-Büchern (Rote Liste für Ärzte Jahrgang 1969) nachschauen, um auf derartige Medikamente zu stoßen.

Dementsprechend befinden sich die Heilpflanzen der damaligen Zeit auf unserem Asthmabeet.

Bischofskraut, syn.: Khella, Zahnstocherkraut oder Echter Ammei (Ammi visnaga (L.) LAM.). Die Volksmedizin nutzte vor allem die harntreibenden Eigenschaften der Früchte. Diese enthalten Khellin und

Visnadin, die krampflösend wirken insbesondere im Bereich der Bronchialmuskulatur, der Herzkranzgefäße und im Blasen- und Nierentrakt, wobei Visnadin besonders die Durchblutung der Herzkranzgefäße verbessert. Khellin war gewissermaßen ein Vorläufer der heute bekannten Calciumantagonisten. Diese Anwendungen sind gemäß Urteil der Kommission E nicht ausreichend belegt. Khellin diente übrigens als Leitsubstanz für die Synthese der antiallergisch wirkenden Cromoglycinsäure, die wir von im Frühjahr verwendeten Nasentropfen her kennen, wenn die Heuschnupfenzeit beginnt.

Stechapfel (Datura stramonium L.) Die Pflanze ist giftig! Besonders giftig sind die Samen mit den Alkaloiden Atropin und Hyoscyamin, die bronchien-erweiternd wirken. Aufgrund des schwankenden Alkaloidgehalts und nicht ausreichend belegter Wirkung bei Asthma (in der traditionellen Heilkunde wurden die Blätter verwendet) wird die Anwendung der Droge bei Asthma heute abgelehnt.

Aufgeblasene Lobelie (Lobelia inflata L.). Sie war früher auch zur Anregung des Atemzentrums und als Antiasthmatikum gebräuchlich. Man isolierte daraus das Alkaloid Lobelin. Man setzte die Droge beziehungsweise ihre Zubereitungen lange Zeit (mit begrenztem Erfolg) als Asthmamittel ein. Heute ist die Droge obsolet (veraltet). Die Indianer Nordamerikas nutzten die Pflanze als Tabakersatz und als Brechmittel. Etliche Lobelienarten sind beliebte Gartenpflanzen.

Ephedra, auch Meerträubel genannt, (Ephedra distachya L.). Das Kraut ist in der chinesischen Medizin seit mehr als 4000 Jahren unter der Bezeichnung „Ma-Huang“ bekannt. K. K. Chen und anderen Lilly-Chemikern gelang es in den frühen 20er Jahren aus dem Extrakt dieser Droge das wirksamkeits-bestimmende Prinzip, das Ephedrin, zu isolieren. Ephedrin war für einige Zeit das Mittel der Wahl zur Behandlung von Bronchial-asthma. Der therapeutische Nutzen wird heute negativ beurteilt. Zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen können auftreten, zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Pupillenerweiterung und psychische Veränderungen. Ephedra (Ma Huang) steht auf den Doping-Listen des Deutschen Sportbundes. Ausdrücklich warnt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vor dem unkontrollierten Verzehr von Produkten, die Ephedrakraut enthalten und weder als Arzneimittel zugelassen sind noch als Lebensmittel vertrieben werden dürfen. Es ist ein Aufputschmittel mit stimulierenden und euphorisierenden Wirkungen. Es besteht eine enge Verwandtschaft zu den Amphetaminen, die wegen ihres Missbrauchs sehr bekannt sind. Anstelle des Ephedrins verwenden wir heute Asthma-Dosieraerosole (zum Beispiel Salbutamol® und Fenoterol®), die gezielter eine Erschlaffung der verkrampften Bronchialmuskulatur bewirken.