Aus der Volksmedizin werden uns zahlreiche Heilpflanzen überliefert. Aber nur bei wenigen gibt es nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ausreichendes Erkenntnismaterial. Wie bei den meisten Arzneipflanzen gilt auch hier, dass nicht ein einzelner Wirkstoff, sondern der standardisierte Gesamtextrakt Träger der Wirkung ist. In der Regel ist die Wirkung erst nach längerer Einnahmedauer zu erwarten. Fertigpräparate sollten wegen der gleichbleibenden Qualität bevorzugt werden. Tee-Auszüge sind unsicher.

Es kommen nur leichte Formen von Frauenkrankheiten in Betracht (wie z. B. Befindlichkeitsstörungen in den Wechseljahren). Aber von Selbstbehandlung wird abgeraten.

Gottesgnadenkraut
war früher hochgeschätzt als drastisches Abführmittel, Diuretikum und Wurmmittel, wurde aber auch missbräuchlich zum Schwangerschaftsabbruch verwendet. Die Pflanze gilt seit Langem als giftig und darf heute nicht mehr angewendet werden. Die Giftigkeit beruht nicht wie früher vermutet auf Herzglykosiden (Gratiotoxin), sondern auf dem Vorkommen von Cucurbitacinen. Diese wirken lokal reizend, drastisch laxierend und zytotoxisch.

Gänsefingerkraut
wirkt leicht krampflösend auf den Uterus, zum Beispiel als Begleittherapie bei leichten Regelbeschwerden. Ärztliche Erfahrungsberichte liegen vor. Die Ergebnisse werden jedoch kontrovers beurteilt. Neuerdings wird Gänsefinger-kraut wegen seiner krampflösenden Wirkung bei Verdauungsstörungen (Völlegefühl / Blähungen) im Magen-Darm-Trakt angewendet.

Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus L.).
Ein zwei bis drei Meter hoher, aromatisch duftender Strauch findet Anwendung bei prämenstruellen Beschwerden (verschiedene psychische und körperliche Beschwerden in der 2. Hälfte des Menstruationszyklus) und Regelanomalien, insbesondere wenn diese mit einem krankhaft erhöhten Prolaktinspiegel einhergehen. Der Hauptinhaltsstoff des Mönchspfeffers ist das Iridoidglykosid Agnusid. Die Wirkung tritt in der Regel erst nach einigen Wochen der Anwendung ein. Zahlreiche Anwendungsbeobachtungen und klinische Studien sind bekannt. Die antiken Ärzte nutzten die Pflanze bereits medizinisch bei Frauenleiden. Die scharf schmeckenden Samen verwendeten Mönche als pfeffer-ähnliches Gewürz in der Klosterküche. Daher auch der Name „Mönchspfeffer“.

Traubensilberkerze(Cimicifuga racemosa L., neuer Name: Actaea racemosa L.)

Häufig spricht man auch von der Cimicifuga nach der botanischen Bezeichnung. Sie ist die am meisten verwendete und am besten untersuchte Arzneipflanze dieses Beetes. Wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe sind die Triterpenglykoside (Actein und Cimicifugosid), die chemisch keine Östrogene sind. Unerwünschte Östrogen- Effekte, wie zum Beispiel Thrombose und Embolie, treten deshalb nicht auf. Der Extrakt aus dem Wurzelstock wird heute vielfach eingesetzt bei Beschwerden der Wechseljahre, wie Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen, Hitzewallungen oder Schwitzen. Aus Tierversuchen ist bekannt, dass die Inhaltsstoffe aus den Extrakten des Wurzelstocks im Gehirn die Neurotransmitter (Nervenbotenstoff) beeinflussen (ähnlich wie Dopamin), was die gute Wirkung auf Hitzewallungen, aber auch Schlafstörungen und Allgemeinbefinden erklären könnte. Für zahlreiche Cimicifuga-Präparate (gemäß Angaben in Roter Liste) gelten hormonabhängige Tumore (aktuell oder in der Vergangenheit), besonders in der Brust, als Gegenanzeige (Kontraindikation). Auch sind vereinzelt in Zusammenhang mit Cimicifuga-Präparaten Leberschädigungen bekannt geworden.

 

Weiße Taubnessel (Lamium album L.)
Sie wird gelegentlich noch zusammen mit Schafgarbenkraut laut Kommission E des ehemaligen Bundes-gesundheitsamtes bei Weißfluss (Fluor albus) äußerlich bei Sitzbädern verwendet. Zusätzlich kann sie auch verwendet werden bei Katarrhen der oberen Luftwege wegen der enthaltenen Gerbstoffe, Flavonoide und Schleimstoffe.

Gelbgrüner Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora Rothm.)
Das Kraut wird gerne kombiniert mit Gänsefingerkraut und Schafgarbenkraut als Heilpflanze bei Frauenleiden. Diese Mischung hat eine starke Verwurzelung in der Volksheilkunde. Frauenmantelkraut wird heute aufgrund seines Gerbstoffgehalts bei leichten unspezifischen Durchfallerkrankungen empfohlen gemäß Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes.

Rhapontik-Rhabarber oder Sibirischer Rhabarber (Rheum rhaponticum L.) ist ein pflanzliches Arzneimittel, dem östrogenartige Wirkungen zugesprochen werden. Diese Pflanze enthält nicht die vom Medizinal-Rhabarber (Rheum palmatum L.) bekannten laxierenden (abführend wirkenden) Anthranoide sondern sogenannte Rhaponticine, welche der Gruppe der SERM zugerechnet werden können. SERM bedeutet, dass es sich um selektive Estrogen-Rezeptor-

Modulatoren handelt, die nur einen Teil der Östrogenwirkungen auslösen. Standardisierte Drogenextrakte aus der ge-trockneten Wurzel nutzt man zum Beispiel bei allgemeinen Beschwerden der Wechseljahre. In der Roten Liste für Ärzte werden heute noch zwei Medikamente geführt (femiloges® und Phyto-Strol® von Loges und Müller Göppingen). Obwohl rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, ist eine Rücksprache mit dem Arzt sinnvoll.

Echter Steinsamen
Eine Verwandte dieser Pflanze diente den Indianern als “Pille”. Es gibt nur Erfahrungsberichte zu prämenstruellen und klimakterischen Beschwerden, aber keine am Menschen bisher ausreichend belegte Wirkung.

Die Sojabohne (Glycine max (L.) Merr.) und der Rotklee (Trifolium pratense L.) Beide wurden auf dem Frauenbeet wegen ihrer derzeitigen Aktualität aufgenommen. Es handelt sich um Pflanzen mit hohem Isoflavongehalt. Dies sind Wirkstoffe, die chemisch mit Östrogen verwandt sind. Ob die synthetischen Estrogene, deren Anwendung aufgrund der WHI-Studie (Abkürzung für Women’s Health Initiative) stark eingeschränkt wurde, eventuell bei leichteren Wechseljahresbeschwerden durch pflanzliche Östrogene (Phytoestrogene) ersetzbar sind, wird zurzeit sehr kontrovers diskutiert. Die Studienlage ist uneinheitlich, sodass eine Empfehlung für die Zulassung von Fertigarzneimitteln noch nicht gegeben ist. Derzeit sind Phytoestrogene, also pflanzliche Östrogene aus Sojabohne und Rotklee, nur in bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Frauen mit östrogenabhängigen Krebserkrankungen der Brustdrüse oder der Gebärmutter sollten vorsichthalber Isoflavon-Nahrungsergänzungsmittel nicht verwenden.

Mutterkraut – In verschiedenen Studien beugt das Mutterkraut Migränanfällen vor. Es entfaltet seine Wirkung jedoch nur, wenn es über einen längeren Zeitraum von mindestens 3 Monaten eingenommen wird. Zur kurzfristigen Anwendung bei Kopfschmerzen eignet es sich jedoch nicht. Besonders beliebt ist diese Heilpflanze in England. Inzwischen gibt es eine Monographie der ESCOP (eine Dachorganisation von zurzeit 13 europäischen Fachgesellschaften für Heilpflanzentherapie) über das Mutterkraut (Tanaceti Parthenii Herba / Folium).