Pflanzen dieser Gruppe und die Angehörigen des Feuchtgebietes (1) (im Teich oder in dessen unmittelbarer Nähe) enthalten größere Mengen an Bitterstoffen und zum Teil ätherische Öle. Bitterstoffe regen, bereits von der Mundhöhle ausgehend, reflektorisch die Speichel- und Magensaftproduktion an. Auch die Motorik von Magen und Dünndarm sowie die Sekretion im Pankreas werden gesteigert. Die Einnahme von Bitterstoff-Tees oder fertigen Präparaten vor Nahrungsaufnahme regt den Appetit an. Bitterstoffdrogen sind bei Magen-Darm-Geschwüren kontraindiziert (unzulässig).

Typische Bitterstoffdrogen sind:

Das Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea L.)
Es ist vorwiegend als bitteres Tonikum zur Anregung des Appetits und zur Erhöhung der Magensaftsekretion einzusetzen. Die Pflanze ist schwer anzüchtbar und gelangt nur selten zur Blüte bei uns im Apothekergarten.

Der gelbe Enzian (Gentiana lutea L.)
Die Wurzel ist ein traditionelles bitteres Magenmittel zur Appetitanregung und Förderung der Speichelproduktion sowie bei Völlegefühl und Blähungen. Die wesentlichen Wirksubstanzen sind die in der Droge enthaltenen Bitterstoffe. Der bittere Geschmack geht hauptsächlich auf Amarogentin zurück. Enzianwurzel wird seit Jahrhunderten als Magenmittel verwendet.

Der Schwalbenwurz-Enzian Gentiana asclepiadea L.)
ist früher als Bitterstoffdroge eingesetzt worden und ist heute gelegentlich als Verfälschung in der Enziandroge enthalten.

Die bittere Schleifenblume
Sie ist als mildes Bittermittel bekannt. Der Frischpflanzenauszug wirkt spezifisch auf den Tonus des Magen-Darm-Traktes. Der Extrakt ist mit acht weiteren Arzneipflanzen zum Beispiel in dem Präparat Iberogast enthalten (Reizmagen- und Reizdarmsyndrom). Die im Kraut enthaltenen Glukosinolate (Senföl-Glykoside) fördern eine Tonuserhöhung und Motilitätsteigerung im Darmbereich; auch krampflösende, blähungswidrige und entzündungs-hemmende Eigenschaften wurden beobachtet.

Bitterklee (Menyanthes trifoliata L.)
ist im Teich vorhanden. Bitterstoffe, von Gerbstoffen begleitet, fördern den Appetit und haben eine unterstützende Wirkung bei Magen- und Darmstörungen.

Bitterstoffdrogen, die neben den Bitterstoffen noch ätherische Öle enthalten, schmecken deshalb bitter-aromatisch. Die sog. Amara aromatica sind:

Wermut (Artemisia absinthium L.)
Der Wermutstropfen war schon in der Antike Symbol für die Bitterkeit des Lebens. Wermut enthält neben Bitterstoffen das in dem ätherischen Öl enthaltene Thujon (auch im Rainfarn, Thuja, in geringen Mengen auch im Beifuß und Salbei enthalten). Vergiftungen (Delirium, Halluzinationen, epileptiforme Anfälle, nierentoxische Wirkungen) sind von Wermuttrinkern (Absinth, Grüne Fee) bekannt. Van Gogh malte einige seiner Meisterwerke unter Thujoneinfluss. Durch die Festlegung von Grenzwerten sind die Wermuttrinker heute weniger durch Thujon als durch den Alkohol gefährdet. Wermut- Tee in Maßen getrunken führt jedoch nicht zu Vergiftungen. Wermutkraut regt reflektorisch die Magen- und Gallensekretion an.

Engelwurz (Angelica archangelica L.).
Der Extrakt wirkt appetitanregend, verdauungsfördernd und krampflösend. Die Pflanze enthält in allen Organen phototoxisch wirkende Stoffe, sogenannte Furanocumarine, die bei Kontakt und Sonnenlicht schwere Hautschäden hervorrufen können.

Eberraute (Artemisia abrotanum L.)
Sie wird in der Volksmedizin als bitteres Tonikum und wie Wermut zur Anregung der Magen- und Gallensaftsekretion verwendet. Abrotanum, die Eberraute hat ihren Anwendungsschwerpunkt in der Homöopathie z. B. bei Abmagerung und Entwicklungsstörungen von Kindern.

Weißer Andorn (Marrubium vulgare L.)
Das Andornkraut wirkt als Bittermittel (Marrubiin und Marrubenol) anregend auf die Speichel-, Magensaft- und Gallensekretion sowie bei Völlegefühl und Blähungen (dyspeptische Beschwerden). Ferner findet es Anwendung zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege. Es wird aber in der Schulmedizin weniger gut bewertet.

Benediktenkraut (Cnicus benedictus L.)
ist in zahlreichen Kräutertees enthalten, die den Gallenfluss fördern und Magen- und Darmbeschwerden lindern (auch dyspeptische Beschwerden genannt). Das Hauptaugenmerk der heutigen Anwendung liegt auf seiner Bitterwirkung (Bitterstoff Cnicin und ätherische Öle).

Kalmus (Acorus calamus L.)
Er gedeiht am Rande des Teichs. Kalmus, von dem die Wurzel verwendet wird, heißt auch gelegentlich deutscher Ingwer, weil er so aromatisch bitter schmeckt. Verwendung findet er zur Behandlung von Verdauungsstörungen, Blähungen oder zur Appetitanregung (ätherisches Öl, Bitterstoffe). Im ätherischem Öl enthaltenes ß-Asaron (cis-Isoasaron) führte in Tierversuchen zu Tumoren im Zwölffingerdarmbereich. Bei Menschen konnte dies bisher nicht festgestellt werden. Grenzwerte an ß-Asaron schränken die Verwendung heute stark ein. In den USA erlaubt die amerikanische F.D.A. die Verwendung von Kalmus und Kalmusöl, auch des asaronfreien Öles, nicht mehr.

Obwohl sie nicht in diesen Anwendungsbereich gehört, findet man z.Z. hier direkt neben dem Enzian die:

Gewöhnliche Nachtkerze (Oenothera biennis L.s.I.). Wegen der Anteile an Gamma-Linolensäure wird das Öl dieser Pflanze innerlich und äußerlich bei Neurodermitis eingesetzt.