Auf der linken Seite gelangen wir zur Gruppe Husten. Bronchialkatarrhe (Katarrhe der Luftwege) oder Husten im Gefolge von Erkältungen und grippalen Infekten lassen sich meistens gut mit Heilpflanzentees oder Fertigpräparaten behandeln. Nicht selten gehen derartige Katarrhe in äußerst hartnäckigen trockenen Husten über, der die Bronchien und schließlich die Lungen befallen kann. Schlimm ist es dann, wenn dieser Husten festsitzt und sich nicht lösen lässt. Dann ist es Zeit für ärztliche Hilfe. In den meisten Fällen wirken nämlich Heilpflanzen nur unterstützend.

Ist das Immunsystem geschwächt, zum Beispiel durch das hohe Alter des Patienten, oder bestehen weitere Nebenerkrankungen, reichen die Selbstheilungskräfte nicht mehr aus. Ist nun der Husten trocken, muss Flüssigkeit zugeführt werden, zum Beispiel heißer Tee. Dies kann ganz einfach ein Lindenblütentee sein, sofern die Zufuhr größerer Flüssigkeitsmengen nicht wegen Wasseransammlungen im Körper (Ödeme) eingeschränkt werden muss. Unterstützend können nun wirken:

Heilpflanzen, die Schleime enthalten, wie Echter Eibisch, Wilde Malve, Großblütige Königskerze, Spitzwegerich, Wegmalve und Stockrose, wobei die Eibischwurzel (ein Fertigarzneimittel ist verfügbar) und das Spitzwegerichkraut heute eine besondere Rolle spielen. Malvengewächse enthalten grundsätzlich Schleime, nicht nur in der Wurzel, sondern auch in den Blättern. Der Schleim überzieht schützend die Bronchialschleimhäute und kann dadurch das trockene Gefühl im Hals und den Hustenreiz lindern.

Huflattich (Tussilago farfarae L.)
Huflattich wird wegen seines hohen Schleimgehalts seit alters her als reizlinderndes, entzündungshemmendes Hustenmittel geschätzt, das bei akuten Katarrhen der Atemwege mit Reizhusten und Heiserkeit verwendet wird. Jedoch enthält diese Pflanze, so wie wir sie in der Natur antreffen, für den Menschen giftige Pyrrolizidin-alkaloide (Abkürzung PA). Diese haben lebertoxische, erbgutschädigende (mutagene) und krebserregende Wirkungen, die bei längerer Anwendung auftreten. Deshalb wurden im Jahre 1992 Grenzwerte für Pyrrolizidinalkaloide festgelegt. Dies führte zur Einschränkung der Anwendung und schließlich fehlender Lieferfähigkeit. Erst als es gelang, Pyrrolizidinalkaloid-freie Sorten (PA-freie Sorten) zu züchten und feldmäßig anzubauen, kann die Pflanze als PA-freie Ware wieder genutzt werden.

Liebe Leserin, lieber Leser, verwenden Sie auf keinen Fall wildwachsende Huflattichblätter; denn diese enthalten immer diese giftigen Pyrrolizidinalkaloide. Und achten Sie beim Kauf dieser Pflanze darauf, dass auf der Verpackung geschrieben steht „PA-freie Ware“.

Echter Alant (Inula helenium L.)
hat heute keine Bedeutung mehr. Verwendet wurde der Alantwurzelstock. In der Volksmedizin diente er als Expektorans (Mittel zum Abhusten). Das ätherische Öl enthält bittere Sesquiterpen-lactone, darunter Alantolacton (Alantkampfer). Diese wirken reizend auf die Schleimhäute, sodass höhere Dosen zu Erbrechen, Durchfällen, Krämpfen und Lähmungs-erscheinungen führen. In neueren Arznei-büchern ist der Alantwurzelstock nicht mehr vertreten. Die Anwendung ist heute unter Berücksichtigung der Risiken nicht mehr vertretbar.

Bergkiefer (Pinus mugo ssp. pumilio F.).
Das ätherische Öl wird zur Inhalation bei Katarrhen der oberen und unteren Luftwege verwendet. Zum Inhalieren von Kiefernnadelöl sollte man 2-3 Tropfen in heißes Wasser geben und die Dämpfe inhalieren. Es ist Bestandteil in Badezusätzen bei rheumatischen und neuralgischen Beschwerden. Es darf jedoch nicht verwendet werden bei Säuglingen und Kleinkindern, sowie bei Bronchialasthma und Keuchhusten. Ferner ist es in zahlreichen Körper-pflegemitteln und in Raumsprays enthalten.

Große Bibernelle (Pimpinella major (L.) HUDSON)
Die Wurzel mit dem ätherischen Öl als Hauptbestandteil hat schleimlösende und auswurffördernde Wirkung. Sie wird unterstützend als mildes Expektorans bei Katarrhen der oberen Luftwege verwendet.

Echter Thymian (Thymus vulgaris L.)
Bedeutsam ist das Thymiankraut. Es wirkt durch seinen Gehalt an ätherischen Ölen mit den Hauptwirkstoffen Thymol und Carvacrol innerlich auswurffördernd (expektorierend) und gleich-zeitig etwas krampflösend auf die Bronchien. Auch das Abtransportieren des Schleimes wird gefördert durch Zunahme der Zilienbewegungen in den Bronchien (dies sind kleine Flimmerhärchen in den Lungenbläschen). Das ätherische Öl, das zum Teil auch über die Lunge ausgeschieden wird, hat wegen des hohen Thymolgehaltes stark keimtötende Eigenschaften. Zubereitungen mit Thymianöl dürfen bei Säuglingen und Kleinkindern nicht im Nasenbereich aufgetragen werden. Thymian ist Bestandteil sehr vieler Hustensäfte.

Echte Myrte (Myrtus communis L.)
Die Schulmedizin verwendet heute überwiegend nur das Myrtenol, das aus dem ätherischen Öl gewonnen wird. Angeboten in dünndarmlöslichen Kapseln (zum Beispiel GeloMyrtol® forte) wird Myrtenol zusammen mit anderen ätherischen Ölen, wie Eukalyptus-, Süßorangen- und Zitronenöl, bei akuten und chronischen Entzündungen der Bronchialschleimhäute sowie der Nebenhöhlen empfohlen.

Kräuter, deren Hauptwirkung durch Saponine zustande kommt: Wie der Name sagt (oberflächenentspannend wie eine Seife) verflüssigen die Arzneipflanzen den Schleim, der sich dadurch leichter abhusten lässt. Hierzu gehören die Schlüsselblume, Efeu, Ehrenpreis und Gemeines Seifenkraut. Aus dieser Gruppe spielen eigentlich nur Efeu und Schlüsselblume eine Rolle. Extrakte aus Efeublättern wirken vor allem auswurffördernd, krampflösend (erschlaffend auf die Bronchialmuskulatur) sowie verdünnflüssigend auf den zähen Schleim. Schlüsselblumen-Extrakte wirken nur auswurffördernd.

Echte Schlüsselblume (Primula veris L., Primula officinalis (L.) HILL)
Aufgrund des hohen Saponingehalts haben Primelwurzeln auswurffördernde Wirkung und werden heute vor allem bei Erkrankungen der Atemwege eingesetzt, zum Beispiel in Hustensäften zusammen mit Thymian. Die honigartig duftenden Blüten mit milderer Saponinwirkung werden ebenfalls zur Förderung der Schleimsekretion und zur Reizlinderung bei Husten eingesetzt. Wer allergisch auf Primeln reagiert, sollte auf die Anwendung verzichten.

Efeu (Hedera helix L.).
Verwendung finden die gelappten Blätter der nicht blühenden Sprosse. Arzneilich wird der Efeublätterextrakt zur Herstellung von Hustensäften verwendet. Die Droge selbst ist kaum gebräuchlich; denn sie verursacht möglicherweise Reiz-erscheinungen im Magen-Darm-Trakt. Bei Kontakt mit der Pflanze (zum Beispiel beim Zurückschneiden) sollte der Hautkontakt mit dem Saft der Blätter vermieden werden. Extrakte aus Efeublättern wirken vor allem auswurffördernd durch das Hederacosid C als Hauptsaponin, krampflösend (erschlaffend auf die Bronchial-muskulatur) sowie verdünnflüssigend auf den zähen Schleim. Ferner kommt es zu einer vermehrten Zunahme der Bildung von Surfactant (eine oberflächenaktive Substanz, die in der Lunge gebildet wird und zur Verdünnflüssigung des
Schleims beiträgt.).

Kräftige Grindelie (Grindelia robusta NUTT.)
Das Kraut der Grindelie hat leicht auswurffördernde und krampflösende Eigenschaften.

Kräuter, die spezielle Wirkstoffe gegen Husten enthalten:

Spitzwegerich (Plantago lanceolota L.)
Das bereits oben erwähnte Spitzwegerichkraut hat neben seiner Schleimwirkung noch antibakterielle Eigenschaften. Es hat sich besonders bei trockenem Reizhusten bewährt. Die antibakterielle Wirkung wird durch Iridoidglykoside (Aucubin) hervorgerufen. Eine leicht entzündungshemmende Wirkung, vermutlich verursacht durch sogenannte Acetoside, ist auch vorhanden. In der Volksmedizin werden seit alters her die frischen Blätter zur Wund-versorgung und bei Insektenstichen genutzt.

Eukalyptus (Eucalyptus globulus LABILL.)
Das ätherische Öl der lanzettähnlichen Folgeblätter mit dem aromatisch riechenden Hauptwirkstoff Cineol (auch Eucalyptol genannt) fördert das Abhusten, wirkt antibakteriell und entzündungs-hemmend bei Atemwegserkrankungen.

Sonnentau (Drosera longifolia L.)
Die Hauptwirkstoffe vom Sonnentau sind Naphthochinon-Derivate wie Plumbagin. Das Kraut dieser fleischfressenden Halbschmarotzerpflanze hat schleim- und krampflösende sowie husten-reizstillende Eigenschaften (Krampf- und Reizhusten). Alle europäischen Sonnentauarten stehen unter strengem Naturschutz. Im Handel werden daher nur außereuropäische Arten ange-boten, wie zum Beispiel Drosera madagascariensis DC aus Wildvor-kommen. In der Schulmedizin werden entsprechende Anwendungen vor allem in der Kinderpraxis bei Reiz- und Krampfhusten, auch Keuch-husten, verwendet.