Nach Passieren einer Bank und einer Sommereiche geraten wir auf den Hauptweg. Wir schlagen ihn ein in Richtung oberes Eingangstor. Vor uns sehen wir schon die obere, größere Rundhütte. Kurz bevor wir sie erreichen, befindet sich links das Beet mit dem Motto (17) Venenerkrankungen.

Hier finden Sie folgende Heilpflanzen, die unterstützend bei Venenerkrankungen eingesetzt werden. Derartige Venentherapeutika (Ödemprotektiva) sollten nur angewendet werden, wenn zuvor allgemeine nichtmedikamentöse Maßnahmen genutzt wurden. Dazu gehören physikalische Maßnahmen wie Hydrotherapie, Aktivierung der Muskelpumpe durch Bewegung und Lymphdrainage, Hochlagerung der Beine, Kompression. Ferner eine der Krankheit angemessene Lebensführung und körperliches Training. Unterstützend können dann eingesetzt werden pflanzliche Venentherapeutika, auch Ödemprotektiva genannt. Dies sind Heilpflanzen, die in der Lage sind, Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, Wasseransammlungen mit Schwellungen in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz zu lindern. Folgende Heilpflanzen befinden sich auf unserem Beet:

Buchweizen (Fagopyrum esculentum MOENCH)
Das Kraut enthält in Blättern und Blüten Flavonoide (4 – 8%), und davon mindestens 3% Rutosid. Diese Substanz wirkt venentonisierend und hilft bei abnormer Brüchigkeit feiner und feinster Blutgefäße (Abdichtung der Kapillaren). Buchweizenkraut enthält den photosensibilisierenden Stoff Fagopyrin, der jedoch nicht in wässrige Extrakte wie Teeaufgüsse übergeht.

Mäusedorn (Ruscus aculeatus L.)
Mäusedornwurzelextrakte stimulieren den lymphatischen Transport und verstärken den Druck in den venösen Gefäßen. Sie haben im Vergleich zu Rosskastanienextrakten eine bessere Magenverträglichkeit. Sie schützen die Venenstützfaser Elastin vor ihrem Abbau, straffen so die Bindegewebe und halten die Venen elastisch. Abschwel-lende und entzündungshemmende Eigen-schaften wurden im Tierversuch nachgewiesen. Extrakte des Mäusedorns sind Bestandteil von Fertigarzneipräparaten. Der Wurzelextrakt sollte nur in Form von standardisierten Fertigarzneimitteln verwendet werden.

Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.)
Hauptwirkungsträger in den Rosskastaniensamen sind Saponine, die insgesamt als Aescin bezeichnet werden. Extrakte aus den Samen haben venen-tonisierende, ödemhemmende (gefäß-abdichtende) sowie entzündungshemmende Wirkungen. Dies wurde inzwischen durch zahlreiche Anwendungsstudien bestätigt. Im Gegensatz zu den Samen der Echten Kastanie (Castanea sativa L.) sind diejenigen der Rosskastanie ungenießbar und gelten als giftig.

Steinklee auch Honigklee genannt, (Melilotus officinalis L.)
enthält Cumaringlykoside. Doch ist hier zwischen Cumaringlykosiden selbst und bestimmten Cumarin-Derivaten zu unterscheiden. Die blutgerinnungshemmende Wirkung wurde entdeckt, als Kälber, die Heu mit einem hohen Anteil an verschimmelten Honig- oder Steinklee gefressen hatten, an inneren Blutungen starben. Man konnte nachweisen, dass das im Honigklee enthaltene Cumarin beim Schimmeln zu Dicumarol abgebaut wird und dadurch die blutgerinnungshemmende Wirkung erwirbt. Cumaringlykoside aus Pflanzen, also aus Steinklee oder Waldmeister haben keine gerinnungshemmenden Eigenschaften und sind nicht vergleichbar mit dem Cumarinderivat Phenprocoumon (internationale Bezeichnung), enthalten in den Präparaten Marcumar®, Falithrom®, Phenprogamma®, Phenpro®.
Dennoch sollte pflanzliches Cumarin nicht mit synthetischen Cumarin-Präparaten kombiniert werden. Die Substanz kann in höherer Dosis beim Menschen Kopfschmerzen und Benommenheit hervorrufen.

Waldmeister (Asperula odorata L)
enthält ebenfalls Cumaringlykoside, wird aber nicht als Venenmittel verwendet. Es sind zahlreiche traditionelle Anwendungen bekannt, die aber heute wissenschaftlich nicht belegt sind. Es wird zum Aromatisieren von Kräutermischungen verwendet. Die frische Pflanze duftet nicht. Der Duft entsteht, wie beim Steinklee, erst beim Anwelken und auch beim Zerreiben der Blätter zwischen den Händen. Den Waldmeister finden Sie auch auf
dem Beet „Deutscher Haustee“.

Weinraute (Ruta graveolens L.)
enthält Rutin, ätherisches Öl (dies ist giftig!), Cumarin, etwa 40 Alkaloide und andere Stoffe. Vor allem durch Rutin bedingt ist eine kapillarabdichtende Wirkung belegt. Größte Vorsicht ist geboten, da die Raute starke Lichtdermatosen (Hautschäden wie bei Verbrennungen) hervorrufen kann und in hoher Dosierung giftig ist. Wenn auch in Vielzahl von Anwendungen vorhanden, so wurde doch inzwischen das Rautenkraut aus den Arzneibüchern gestrichen wegen eines hohen Nebenwirkungsrisikos. Allein die gelegentliche sparsame Nutzung als Gewürz (außer bei Schwangerschaft) ist vertretbar.

Rotes Weinlaub (Vitis vinifera folium L.) Die roten Weinlaublätter enthalten Flavonoide wie Quercitrin und Quercetin, denen eine venenstärkende und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird. Französische Winzer bekamen nur selten Venenbeschwerden. Dies führte zu intensiven Forschungen über die Inhaltsstoffe des roten Weinlaubs.