DDer Ginkgobaum, nahe am Sonderbeet stehend, gilt als ein „Ur-Baum“. Er ist an verschiedenen Stellen der Erde auch in Europa in Versteinerungen seiner Blätter seit circa 280 Millionen Jahren nachweisbar. Botanisch nimmt er eine Sonderstellung zwischen Laub- und Nadelbäumen ein. Seine Urheimat ist China. Er überlebte alle Erdkatastrophen bis hin zu dem Atombombenabwurf auf Hiroshima 1945. Trotz der verheerenden Brände zeigten ein Jahr danach Ginkgobäume wieder Leben. Bei uns in Deutschland denken viele Menschen immer an Goethe, der die symbolträchtige Form des Ginkgoblattes in seinen Dichtungen so einmalig schön beschrieb:

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut,

Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?

Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?

Goethe war ein besonderer Freund der Botanik und des 1794 neuerrichteten Botanischen Gartens in Jena. Ein stattlicher Ginkgobaum, sogenannter Goethe Ginkgo, wurde dort zur Goethezeit neben dem Inspektorhaus des Gartens gepflanzt, wohl einer der ersten Ginkgobäume Deutschlands.
Seit den 1980er Jahren wächst das Interesse an den Inhaltsstoffen des Ginkgos. Die arzneiliche Verwendung von Ginkgoblättern gründet sich vor allem auf zwei Stoffgruppen, die in ihnen enthalten sind, die Flavonoide und Terpenoide (Terpen-lactone). Unter den Terpenoiden sind besonders die vier Ginkgolide A, B, C und J von Interesse. Diese sind in der Natur ziemlich einmalig. Der Amerikaner E. J. Corey stellte 1988 erstmals ein Ginkgolid synthetisch her. 1990 wurde er unter anderem für diese Leistung mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

Ginkgoblätterextrakte haben heute ihr Hauptanwendungsgebiet bei Gehirnleistungsstörungen. Stark vereinfacht handelt es sich dabei im Wesentlichen um eine Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes. Dadurch werden Bereiche im Gehirn besser mit Sauerstoff und Glukose versorgt, die mehr oder weniger unterversorgt waren, was sich etwa in Vergesslichkeit, Schwindel und Verminderung kognitiver Eigenschaften (Wahrnehmung, Erkennen, Denken, Urteilen, Erinnern, Schluss-folgern, Konzentration) äußern kann. Inzwischen gibt es zahlreiche klinische Studien zur Wirksamkeit von Ginkgo-Spezialextrakten. Allerdings scheint Ginkgo den altersbedingten Abbau des Gehirns nicht aufhalten zu können Das zeigte eine Amerikanische Studie an Senioren, 72 – 96 Jahre alt, bei 2 x täglich 120mg Spezialextrakt zwischen 2000 – 2008 an sechs Zentren in den USA bei einer Beobachtungszeit von 6,1 Jahren. Bei der Alzheimer-Demenz gibt es keinen überzeugenden Beweis für die Wirksamkeit ginkgohaltiger Präparate gemäß S3-Leitlinie „Demenzen“. Hier bietet sich eher ein Wirkstoff aus dem Schneeglöckchen, das Galantamin, an. Die bisherige negative Bewertung von Ginkgo-Präparaten bei Demenzformen wurde abgemildert in Richtung einer Empfehlung, allerdings nur für die tägliche Gabe von 240 mg des Ginkgo-Spezialextraktes EGb 761 (z.B. Tebonin® Konzent® 240 mg) laut S3-Leitlinie „Demenzen“ 2016.

Ginkgo-Spezialextrakte, was ist das?
In Ginkgo-Spezialextrakten sind die Wirkstoffe um ein Vielfaches angereichert. Dies ist ein sehr aufwendiger Herstellungsprozess. Unerwünscht in dem Extrakt ist die Ginkgolsäure, die stark hautreizend wirkt. Aus den Ginkgo-Spezialextrakten wird die Ginkgolsäure entfernt. Deshalb, liebe Leserin und lieber Leser, ist es nicht sinnvoll, sich aus Ginkgoblättern einen Tee zu machen. Er reicht nicht für eine Wirkung, andererseits hätten Sie viel zu viel der schädlichen Ginkgolsäure darin enthalten. Ginkgo-Spezialextrakte zusammen mit Blutgerinnungshemmern, zum Beispiel Phenprocoumon (Marcumar®, Falithrom®) aber auch Aspirin® sollten vermieden werden gemäß Mitteilung der Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker. Vor einer Operation sollten Ginkgo-Präparate abgesetzt werden.

Gingko