Allseits bekannt ist die Wirkung von Passionsblume, Melisse, Hopfen und Baldrian bei Nervosität und Schlafstörungen. Die zahlreichen Inhaltsstoffe dieser Pflanzen sind uns heute bekannt.

Das Passionsblumenkraut wird geschätzt als mildes Beruhigungsmittel bei Nervosität, Angst, Ruhe- und Schlaflosigkeit, sowie bei nervösen Magen-Darm-Problemen. Dies konnte in Tierversuchen auch bestätigt werden. Neuere diesbezügliche Medikamente sind zum Beispiel Lioran® und Pascoflair®. Die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe sind im wesentlichen Flavonoide, vor allem Glykosylflavone. Passionsblumenkraut oder seine Extrakte werden gerne zusammen mit Baldrianwurzel, Melissenblättern oder Hopfenzapfen eingesetzt.

Die Passionsblume wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2011 gewählt.

Das Zusammenspiel der vielen Einzelstoffe einschließlich der Begleitstoffe macht die spezifische Wirkung einer Arzneipflanze aus. Der Bereich Nervosität lässt sich auch ausdehnen auf nervöse Magen- und Darmstörungen. Bei diesen Beschwerden hilft zum Beispiel der Melissengeist, der allerdings sehr viel Alkohol enthält. Auch der Lavendel ist hier wirksam. Ein Fertigarzneimittel ist das Lasea®, das bei Unruhezuständen mit ängstlicher Verstimmung empfohlen wird. Als Tee kombiniert man ihn gerne mit der Melisse, dann schmeckt er nicht mehr so bitter (durch Gerbstoffe der Lippenblütler). Lavendel befindet sich allerdings auf dem Beet der Lippenblütler (11a).

Eine fixe Baldrian-Hopfen-Kombination hat sich aufgrund von Anwendungs-beobachtungen nicht nur als Beruhigungs- und Einschlafmittel bewährt, sondern auch bei Angst- und Spannungszuständen. Es kann durchaus acht bis vierzehn Tage dauern, bis die schlaffördernde Wirkung deutlich erkennbar wird. Manchmal tritt die Wirkung auch erst nach vier Wochen ein. Durch diese lange Anlaufzeit unterscheiden sich die Phytopharmaka deutlich von synthetischen Einschlafmitteln, die meistens sofort wirken. Baldrian-Hopfen-Kombinationen sind auch ein gewisser Ersatz für Wirkstoffe aus dem Kava-Wurzelstock; denn daraus hergestellte sogenannte Kava-Kava-Präparate mussten wegen ernster leberschädigender Nebenwirkungen aus dem Handel genommen werden. Inzwischen ist eine Zulassung unter strengen Auflagen und Rezeptpflicht wieder zulässig.

Zurzeit finden Sie folgende Arzneipflanzen auf unserem Beet:

Passionsblume

Deutscher Baldrian, auch echter Baldrian genannt, (Valeriana officinalis L.)
Verwendet wird die Wurzel. Indischer und mexikanischer Baldrian enthalten Valepotriate, die angst- und spannungslösend wirken, aber
wegen ihrer mutagenen und cytotoxischen Eigenschaften umstritten sind. Unser deutscher beziehungsweise europäischer Baldrian ist offizinell (Arznei-buchware) und enthält nur geringe Mengen Valepotriate, die wegen ihrer Instabilität in Fertigarzneimitteln nicht mehr nachweisbar sind. Im Apothekergarten finden Sie nur den Deutschen beziehungsweise Europäischen Baldrian. Nach heutiger Ansicht sind mehrere Stoffgruppen an der beruhigenden Wirkung beteiligt, u.a. Bestandteile des ätherischen Öls, Valerensäuren, Lignane und Flavonoide. Offenbar ist auch hier das Zusammenspiel mehrerer Wirkstoffgruppen anzunehmen.

Saathafer (Avena sativa L.)
wird in der Volksheilkunde unter anderem bei nervösen Erschöpfungszuständen (das Haferkraut) verwendet.

Hopfen (Humulus lupulus L.)
Verwendet werden die Hopfendrüsen von weiblichen Pflanzen. Derzeit sind etwa 200 verschiedene Inhaltsstoffe bekannt wie ätherisches Öl, Bitterstoffe (Humulon und Lupulon), Flavonoide und Gerbstoffe. Welche Inhaltsstoffe für die beruhigende und einschlaffördernde Wirkung verantwortlich sind, ist bisher noch nicht befriedigend geklärt. Sicher spielen aber die Hopfenbitterstoffe eine besondere Rolle. Hopfen befindet sich fast immer in Kombination mit Baldrian- oder Melissenextrakten. Diese Kombinationen gelten als wirksam bei nervös bedingten Einschlafstörungen und Unruhezuständen.

Zitronenmelisse (Melissa officinalis L.)
Verwendet werden die Blätter. Hauptinhaltsstoff ist das ätherische Öl (circa 0,05 – 0,2 %, bis über 0,8 % bei besonders günstigen Klimabedingungen). Darin ist der Hauptbestandteil Citral. Dem ätherischen Öl ist die beruhigende, blähungsfördernde, antibakterielle und leicht krampflösende Wirkungsweise zuzuschreiben. An der Wirkung von Melissengeist ist außer dem ätherischen Öl unter anderem auch der Alkohol (ca. 80 %) beteiligt. Ein bekanntes Melissengeistpräparat wird hergestellt aus einer Mischung von Melissenblättern, Orangenschalen, Ingwerwurzel, Nelken, Zimtrinde und weiteren. Melissenextrakte zeigen auch bei äußerlicher Behandlung von Lippenherpes (Herpes labialis) eine antivirale Wirkung, wenn die Therapie frühzeitig begonnen wurde.

Kalifornischer Mohn (Kraut)
(Eschscholzia californica Cham.) wird in der Volksheilkunde zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt. Inhaltsstoffe sind Flavonoide sowie Benzyl-isochinolinalkaloide. Man findet die Droge in Fertigpräparaten meistens zusammen mit weiteren pflanzlichen Beruhigungsmitteln.